Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern,
mit diesem Interview wollen wir eine weitere Entscheidungshilfe in der Studien- und Berufsorientierung bieten. Hierzu haben wir wieder eine Expertin befragt. Mariele ist 23 Jahre alt und studiert im vierten Semester Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln.
Wann wusstest Du, dass bzw. was Du studieren willst?
Nach meinem Abitur bin ich erstmal für ein Jahr lang ins Ausland gegangen. Mein Plan war es hinterher anzufangen zu studieren. Nur was, das wusste ich damals noch nicht. Nachdem ich wieder in Köln war, fing ich an, mich über das Jurastudium online zu informieren und probeweise in vereinzelte Erstsemestervorlesungen reinzuschnuppern. Schnell merkte ich, dass mich der Inhalt sehr interessierte und schrieb mich letztlich für diesen Studiengang ein.
Hast Du während des Studiums die Fächer gewechselt?
Ja. Anfangs war ich mir noch nicht zu 100 % sicher, was wohl der richtige Studiengang für mich wäre und ich fing erst einmal an, Sozialwissenschaften zu studieren. Schnell musste ich allerdings feststellen, dass der Studiengang nicht das Richtige für mich war und ich fing an, mich für das Jurastudium zu interessieren.
Warum hast Du Dich genau für diese Uni entschieden?
Ich komme ursprünglich aus Köln. Anfänglich hatte ich zwar immer vor, später einmal in einer anderen Stadt zu studieren, aber die Universität zu Köln zählt zu einer der besten Unis für das Jurastudium. Insbesondere der Schwerpunktbereich ist an der Kölner Uni sehr umfangreich im Vergleich zu anderen Universitäten. Außerdem bietet die Fakultät ein eigenes Repetitorium an und bringt, in Relation zu ihrer Größe, eine auffällig hohe Zahl an Doktoranden hervor.
Wie ist Dein Studium aufgebaut?
Das Jurastudium lässt sich grob in drei Teile einteilen: Dem Grundstudium (auch Zwischenprüfung genannt), dem Hauptstudium und dem Repetitorium. Das Grundstudium dauert vier Semester und besteht aus 15 Klausuren und 2 Hausarbeiten. Das anschließende Hauptstudium ist nochmal vier Semester lang und beinhaltet das Pflichtfach, die Examensvorbereitung und evtl. den Schwerpunkt mit anschließender Prüfung. Einige Studierende entscheiden sich dazu, den Schwerpunkt erst nach dem ersten Examen zu wählen. Das ist aber letztlich jedem selbst überlassen. Wenn man in der Regelstudienzeit studiert, macht man im neunten Semester schließlich sein erstes Staatsexamen, welches aus 6 Klausuren und einer mündlichen Prüfung besteht. In seiner Studienzeit muss man zusätzlich noch zwei Pflichtpraktika für jeweils sechs Wochen machen, sowie einen Fremdsprachennachweis aufweisen können.
Was sind typische Arbeitsabläufe in Deinem Studium?
Das Studium besteht in den ersten vier Semestern hauptsächlich aus Vorlesungen und Arbeitsgemeinschaften. In diesen sitzt man pro Fach in einer Gruppe von ca. 15 Personen und einem AG-Leiter einmal pro Woche zusammen und erarbeitet sich den Vorlesungsstoff anhand von Fällen. Die AGs sind deshalb sehr beliebt, da die Vorlesungen durchaus sehr trocken sein können und die praktische Anwendung von den Professoren meistens nicht erklärt wird.
Wie sind die Berufsaussichten in Deinem Studienbereich?
Mit einer erfolgreich abgeschlossenen juristischen Ausbildung ist man beruflich ziemlich breit aufgestellt. Juristen werden in fast allen beruflichen Bereichen gebraucht und man hat eine große Auswahl: Diese reicht vom Richter bis zum Notar, aber auch Jobs bei Wirtschaftsprüfern sind möglich. Natürlich spielen die Examensnoten dabei eine entscheidende Rolle. Aber auch ohne Prädikatsexamen bieten sich einem noch Einsatzgebiete. Besonders gut aufgestellt ist man letztlich mit einem Schwerpunktbereich, der generell gefragt ist. Dazu zählen z.B. das Versicherungsrecht, sowie das Steuer- und Immobilienrecht.
Wie kannst Du das Leben an der Uni beschreiben?
Die Universität zu Köln zählt zu einer der größten Universitäten deutschlandweit. Auch das Jurastudium gehört zu den sog. „Massenstudiengängen“. Es kann gut vorkommen, dass man sich in einer Vorlesung den Raum mal mit knapp 400 Personen teilen muss. Da kann man durchaus ab und an das Gefühl bekommen, in der Masse unterzugehen. Um so wichtiger sind daher die AGs, in denen man nochmal die Möglichkeit bekommt, dem AG-Leiter persönlich Fragen zu stellen und in einer kleinen Gruppe gemeinsam den Inhalt der Vorlesungen zu erarbeiten.
Welche Fähigkeiten braucht es für ein erfolgreiches Studium?
Jura ist grundsätzlich ein Fleißfach. Um das Pauken kommt man im Studium leider nicht herum und man braucht einen gewissen Willen, um sein gestecktes Ziel auch erreichen zu können. Insgesamt ist aber eine gute Argumentationsfähigkeit von großem Vorteil. Die Rechtswissenschaft besteht letztendlich aus logischem Denken: Im Studium erlernt man analytische Fähigkeiten, die es einem erlauben, auch komplexe Sachverhalte schnell in ihre Bestandteile zu zerlegen und einen Überblick zu gewinnen. Diese abstrakten Denkstrukturen erleichtern einem das Auffinden von Problemen und ihren Lösungen ungemein.
Was rätst Du angehenden Studierenden?
Vor allem: Langsam angehen! Die meisten Erstis machen den großen Fehler, dass sie sich viel zu viel Wissen auf einmal aneignen wollen. Für Juristen gibt es eine unfassbare Fülle an Literatur. Insbesondere im ersten Semester sollte man sich von Kommentaren oder Lehrbüchern fernhalten. Diese sind vom Inhalt her sehr umfangreich und verleiten viele dazu zu denken, sie müssten deren gesamten Inhalt kennen. Grundsätzlich sind aber die Materialien, die einem in den Vorlesungen und AGs angeboten werden, völlig ausreichend. Es ist natürlich nicht verwerflich, ab und an auch mal in die Bib zu gehen und sich das Thema, das zuvor in der Vorlesung besprochen wurde, noch einmal in einem Lehrbuch durchzulesen. Man sollte aber unbedingt vom Kauf dieser Bücher absehen, da diese sehr teuer sind und inhaltlich, wie bereits gesagt, viel zu komplex sind.
Wo können sich angehende Studierende informieren?
Vor jedem Semesterbeginn wird ein sog. Infotag angeboten, für den man sich anmelden kann. An diesem hört man sich mit einer Mitarbeiterin/ einem Mitarbeiter der Fakultät vereinzelte Vorlesungen an und der Aufbau und Inhalt des Studiums wird einem nochmals umfassend erklärt. Ich persönlich habe den Infotag damals auch besucht und kann ihn jedem Interessierten nur empfehlen.