„Ich zocke gerne- und jetzt?“

 

Für einige Schülerinnen und Schüler ist es eine der schwierigsten und nervenaufreibendsten Fragen in ihrem Leben: „Was möchtest du später einmal werden?“

Auch wir stellen mit unserer Arbeit immer wieder fest, dass diese Frage die Schülerinnen und Schüler an ihre Grenzen bringt und für ein großes Fragezeichen sorgt.

Beinahe alle Schülerinnen und Schüler haben diese Frage schon einmal gestellt bekommen-   nur ein Bruchteil davon kann diese jedoch begründet beantworten.

Aber warum ist das so?

Wir haben immer wieder festgestellt, dass es den Schülerinnen und Schülern schwerfällt, eine Verbindung zwischen ihren Stärken und Eigenschaften zu einem passenden Beruf herzustellen.

Bei der Frage: „Was sind deine Hobbys und welcher Beruf passt dazu?“ fällt es den Kindern schwer, eine Berufs-Verbindung zum „Zocken“ und „mit meinen Freunden treffen“ herzustellen.

Es ist wichtig den Schülerinnen und Schülern zu verdeutlichen, dass auch diese Hobbys eine wertvolle Einschätzung zu den Stärken geben können.

Beschäftigt man sich tiefer mit dem Hobby „zocken“ bemerkt man schnell, dass die aktuellen Videospiele mit viel Teamarbeit und Taktik zusammenhängen. So kann schnell herausgefunden werden, welche Rolle die Schülerin oder der Schüler in diesem Team einnimmt.

Bin ich der „Anführer“, der wichtige Entscheidungen trifft und Ideen sammelt, schließe ich mich der Entscheidung der Mehrheit an oder bringe ich nützliche Tipps an, die zu einem Gewinn führen können?

Diese Merkmale können schon einen groben Einblick geben, welche Position oder welches Berufsfeld auf den Schüler oder die Schülerin zutreffen kann.

Auch bei der tiefergehenden Frage, was die Kinder genau machen, wenn sie sich „mit Freunden treffen“, stellt sich immer wieder heraus, dass diese gemeinsam über Probleme sprechen, sich gut in andere Menschen hineinversetzen können und sehr empathisch sind, kreative TikTok-Videos erstellen oder Instagram-Posts verfassen.

Den Schülerinnen und Schülern sollte immer wieder vor Augen geführt werden, dass jeder ein Talent hat, auch wenn dieses nicht immer sofort sichtbar ist.

Es gibt leider kein Patentrezept, welches besagt, welche Schülerin oder welcher Schüler welchen Beruf ausüben sollte.

Einige Tipps, Tricks und Denkanstöße unterstützen jedoch dabei, den Weg zur Berufs- oder Studienwahl für alle ein Stück einfacher und verständlicher werden zu lassen.

Unsere Kollegin Ilka Hüsges möchte Dich über das Thema ,,Stärken“ informieren.

Ob Ariana Grande oder Justin Bieber, ob Bibi Claßen oder Julian Bam. Es gibt Menschen zu denen man aufsieht, da sie entweder besonders erfolgreich sind oder etwas ziemlich gut können – im besten Fall sogar beides.

Sie besitzen Stärken, die wir uns vielleicht auch wünschen. Nun gut, nicht jeder wird Sänger*in oder YouTube-Star, schon klar. Dennoch stellst sich die Frage, wie finden wir unsere eigenen Stärken heraus?

Um das beantworten zu können, sollte man sich seiner eigenen Stärken und Interessen bewusst werden. Leichter gesagt, als getan. Denn selbst Erwachsenen fällt es schwer, sich selbst einzuschätzen. Das bedeutet, sie wissen oftmals auch nicht auf Anhieb, was sie gut können. Und als wäre die Pubertät nicht schon anstrengend genug, sollst Du Dich auch noch mit Deinen Stärken auseinandersetzten, oh boy! Wellcome to the grown-up world. Kleines Geheimnis: Dachtest Du, Erwachsene wissen über alles Bescheid? – nope, ist nicht der Fall! Wir Menschen entwickeln uns in unserem Leben ständig weiter – selbst als Erwachsene*r. Wir alle durchlaufen einen stätigen Prozess der Weiterentwicklung. Auch wenn manche Menschen gerne mal mitten drin stehen bleiben. Unsere Persönlichkeitseigenschaften und Stärken ändern sich. Und genau deshalb ist es wichtig, sich regelmäßig mit sich selbst zu beschäftigen. Du wirst im Laufe deines Lebens Stärken hinzugewinnen oder Dich von einigen Interessen trennen. Das ist ganz normal. Doch wie findest Du Deine Stärken heraus?

Aller Anfang ist schwer, daher stellen wir Dir drei Tools vor, mit denen Du Deinen Stärken und Deiner Persönlichkeit einige Schritte näherkommen kannst.

  • Potenzialanalyse des Berufswahlpasses

Wahrscheinlich kennst Du den Berufswahlpass schon aus der Schule. Ab der achten Klasse startet der Berufswahlpass mit der Potenzialanalyse. Auf dem Arbeitsblatt „Die Potenzialanalyse vorbereiten: Meine Stärken“ findest Du eine Auflistung von Fächer und Stärken und Du sollst Dich selbst einschätzen. Also wenn Du kreativ bist, gibst Du Dir ein „++“ und ein „—“, wenn Du selbst denkst: „Ne, kreativ bin Ich jetzt nicht.“ Diese Übung ist super. Du kannst Dir auch eigene Listen mit Stärken oder sogenannten Soft Skills erstellen. Das tolle an diesem Arbeitsblatt ist, dass Du von jemand „Fremden“ eingeschätzt werden sollst. Fremd ist absichtlich in Anführungsstrichen geschrieben, denn Du kannst natürlich deine Freunde, deine Familie oder Bekannte fragen, ob sie dir eine Einschätzung geben. Bei der Fremdeinschätzung wird die wichtige Frage „Wie komme Ich bei anderen Menschen an?“ beatwortet. Diese Erkenntnis kannst Du für Dich nutzen. Mehr zum Berufswahlpass findest Du unter:

www.bwp-nrw.de/los-gehts/

  • Check-U der Bundesagentur für Arbeit

In vier Sektionen testet Du bei Check-U Deine Fähigkeiten, Deine Sozialen Kompetenzen, Deine Interessen und Deine Beruflichen Vorlieben. Zu allen vier Tests erhältst Du eine individuelle Auswertung. Super gut, um ein Gefühl für Deine Stärken zu bekommen. Bei „Ergebnisse“ werden Dir Ausbildungsberufe oder Studiengänge empfohlen mit weiteren Informationen. Nur solltest Du Dir für die Tests Zeit nehmen. Sie dauern teilweise bis zu 70 Minuten! Zeit, die sich jedoch lohnt zu investieren! Den Check-U findest Du unter:

www.arbeitsagentur.de/bildung/welche-ausbildung-welches-studium-passt

  • Der Myers-Briggs-Typenindikator

Ein klassischer Persönlichkeitstest, welcher auch in der Personalführung genutzt wird, ist der Myers-Briggs-Typenindikator. Er besagt, dass sich die Menschheit grob in 16 verschiedenen Persönlichkeitstypen gliedert. Ganz schön gewagt diese These. Mit Sicherheit gibt es kleine Mischformen von verschiedenen Persönlichkeitstypen. Aber im Großen und Ganzen hilft dieser Typenindikator Dir dabei, mehr über Deine Persönlichkeit zu erfahren. Vor ungefähr fünf Jahren was dieser Test sehr beliebt bei verschiedenen YouTubern und Influencern. Bei 16 Personalities von NERIS Analytics Limited kannst Du online den Test durchführen. Im Seitenmenü sind alle Persönlichkeitstypen beschrieben. Achtung: Die englische Beschreibung der Charaktere ist ausführlicher. Einfach die Sprachfunktion nach dem Test auf Englisch ändern und sich nochmals Deine Ergebnisse auf Englisch durchlesen. Den Test findest Du hier:

www.16personalities.com/de/kostenloser-personlichkeitstest

Du hast jetzt allerhand Rüstzeug an der Hand. Probiere Dich aus und versuche Deine Ergebnisse festzuhalten. Ob als Text, Mind-Map, Foto oder was sich für Dich am besten anfühlt. Starte mit der Suche nach Dir und Deinen Stärken. Einmal erkannt, kannst Du Deine Stärken nutzen, um Dich für einen beruflichen Werdegang zu entscheiden. Aber auch in Deinem Privatleben hilft Dir ein bewusster Umgang mit Deinen Stärken. Denn Du weißt, wie man mit Dir umgehen sollte und lernst mit der Zeit Deine Interessen zu vertreten. Und das ist Gold wert! Übrigens kannst Du uns auch ein Feedback zum Blogbeitrag schicken. Wir freuen uns Deine Ergebnisse zu sehen und sie mit Dir zu teilen!

Wie bist Du auf Deine Ausbildung aufmerksam geworden?
In der 8. Klasse stand mein erstes Betriebspraktikum an. Außer meinem Organisationstalent waren mir noch keine richtigen Stärken bewusst, also habe ich gesucht, was man „damit“ beruflich anstellen kann. Heraus kam „Veranstaltungskaufleute“ und in Gelsenkirchen gab es dazu eine spannende Agentur im Bereich Messebau, Ladenbau und Objekteinrichtung.

Wie hast Du Dich beworben?
Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse. Das waren die Bestandteile meiner Bewerbungsmappe, die ich in der Bewerbungsphase persönlich – nach einer kurzen Absprache – vorbeigebracht habe.

Wie lange dauert Deine Ausbildung und erlernst Du in dieser Zeit?
Meine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau dauert 3 Jahre. In dieser Zeit lernen wir schwerpunktmäßig das professionelle Organisieren und Durchführen von Veranstaltungen.
Wir entwickeln im Team verschiedene Konzepte, welche vorher mit den Kunden besprochen wurden und sind für alle organisatorischen Schritte, die wir im Konzept finden, verantwortlich: Technik, Verpflegung, Räumlichkeiten und vieles mehr.
Natürlich sprechen wir uns auch mit Künstlern und allen Beteiligten regelmäßig ab, vergleichen Preise und stellen unsere Kosten zusammen. Die richtige Kommunikation ist ausschlaggebend für einen reibungslosen Ablauf! Hierbei müssen wir genau darauf achten, dass wir uns gut und verständlich ausdrücken. Ebenso sind wir immer per E-Mail oder Handy erreichbar.
Rundum kann man sagen: Wir sind die Macher der Veranstaltungen (und Events), die man aus der eigenen Stadt oder Welt kennt. Uns findet man vor den Bühnen, am Eingang, beim Catering oder auch im Backstage-Bereich. Ebenso ist die Wichtigkeit unserer Arbeit auch für große Unternehmen von Bedeutung, damit interne Prozesse und natürlich öffentliche Veranstaltungen gut organisiert werden. Man merkt: Ein vielseitiger Beruf!

Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?
Zurzeit befinde ich mich im „Rechnungswesen“. Hier lerne ich, alle Kosten der Veranstaltungen richtig aufzulisten, einen ordentlichen Überblick über alles zu erstellen und behalten sowie ein Gefühl dafür zu bekommen, die Grenzen der Budgets nicht zu sprengen.
Ich nehme eingehende Rechnungen an, kontrolliere sie, pflege die Kosten in eine Gesamtübersicht ein und rechne meine Gesamtkosten zusammen.
Kleiner Hinweis: Die richtigen Formeln übernehmen das große Kopfrechnen!

Wie sieht Deine Abschlussprüfung aus?
Meine Abschlussprüfung besteht aus zwei Teilen.
Schriftlich werde ich in den Hauptfächern Veranstaltungsorganisation, Rechnungswesen und Dienstleistungsprozesse geprüft. Eine Mischung aus Multiple Choice und freiem Schreiben. Der mündliche Teil besteht aus einer Präsentation und einem Fachgespräch. Ich werde eine Aufgabe erhalten, die ich in einer vorgegebenen Zeit bearbeiten muss, um sie anschließend zu präsentieren. Dazu stellen mir die Prüfer entsprechende Fachfragen.

Welche Möglichkeiten hast Du nach der Ausbildung (in Deinem Unternehmen), um richtig in das Berufsleben einzusteigen?
In meiner Agentur kann ich voraussichtlich bleiben. Dazu muss ich die Abschlussprüfung natürlich mit Erfolg bestehen. Nach der Ausbildung werden mir eigene Projekte zugeschrieben, die ich dann eigenständig plane, durchführe und leite.
Es gibt die Möglichkeit, neben dem Beruf noch zu studieren. Zurzeit interessiere ich mich für ein berufsbegleitendes Studium im Bereich Marketing-Kommunikation. Da es aber nicht so einfach ist, alles unter einen Hut zu bekommen, mache ich mir dazu noch einmal Gedanken – Diese Entscheidung sollte gut überlegt sein.